Live Lyrik als Widerstand gegen Technologie
22. Nov. 2022, 19.30 Uhr >NACHHOLTERMIN: Mi., 31. Mai 2023, 19.30 Uhr
Katholische Akademie, Herrengraben 4, 20459 Hamburg
Im digitalen Zeitalter sind die Menschen kurz davor, sich in Cyborgs zu verwandeln. Auch unsere Alltagsabläufe werden in immer stärkerem Maße von elektronischen Geräten bestimmt und kontrolliert. Tagsüber wie auch nachts sind Menschen mit digitalen Netzwerken verbunden und viele verbringen mehr Zeit in virtuellen Online-Realitäten als in der Offline-Wirklichkeit. Digitale Technologien sind mobil und am Körper tragbar, selbst in den Körper implantierte elektronische Chips sind nicht länger nur dystopische Fiktion.
In dieser Hinsicht wird Lyrik manchmal als die am tiefsten ‚menschliche‘ Kunstform verstanden – als eine Kunstform, die Subjektivität ausdrückt und die am wenigsten von Technik beeinflusst ist, wodurch sie als widerständig gegen die technokratische Wirklichkeit verstanden wird. Leser:innen wenden sich gerade heute der Lyrik als einem vitalen Mittel ‚digitaler Entgiftung‘ zu und suchen hier Ernsthaftigkeit und Ruhe. Auch Spoken-Word-Events ziehen immer mehr Publikum an, das sich nach Unmittelbarkeit und Nähe der auf das Wesentliche reduzierten Performances sehnt, für die Körper, Stimme und Kopräsenz charakteristisch sind. Diese Veranstaltung fragt am Beispiel von Live-Lyrik danach, wie sich solche technikfreie bzw. technikarme Formen von Poesie als Gegenpol zum allgegenwärtigen Bedrängtwerden durch Technologie und Medien inszenieren.
Mit
Nora Gomringer (Dichterin und Performerin, Bamberg)
Dr. Henrik Wehmeier (Medienwissenschaftler, ERC-Projekt, Hamburg)
Moderation: Prof. Dr. Claudia Benthien (Literaturwissenschaftlerin, Leiterin ERC-Projekt, Hamburg)
Freier Eintritt. Zugangsinformationen werden auf der Website der Katholischen Akademie angekündigt.