Ökologie trifft Technologie. Was kommt nach dem Naturgedicht?
23. Okt. 2024, 18:30 Uhr
Warburg-Haus, Heilwigstraße 16, Hamburg Eppendorf
Es gehört zu den zentralen Einsichten des Anthropozäns, dass Menschen mit ihrem wachstumsorientierten und hyperdigitalisierten Lebensstil den Planeten tiefgreifend verändert haben. Die ‚Natur‘ des 21. Jahrhunderts ist durchdrungen von Spuren menschlich-technischen Einflusses: von Kulturlandschaften über Mikroplastik in den Ozeanen bis hin zum anthropogenen Treibhauseffekt. Die westlich-moderne Beherrschung der Umwelt führt dabei letztlich in eine ausgedehnte Zerstörung. Inmitten von dürrebedingten Ernährungskrisen, steigenden Meeresspiegeln, aus Not entstehenden Migrationsbewegungen und dem rasanten Rückgang der Biodiversität muss der Mensch ebenso seine Verletzlichkeit wie seine Verflochtenheit in planetare Ökologien erkennen. Damit schwindet auch die Idee einer ‚Natur‘ als das grundsätzlich Andere.
In dieser Poetry Debate möchten wir diskutieren, was eine Lyrik ‚nach‘ der Natur sein könnte. War das Naturgedicht lange ein Genre der Verehrung der Natur oder des Bedauerns des Verlusts von harmonischen Naturverhältnissen, entstehen gegenwärtig neue poetische Antworten auf die Herausforderungen des Anthropozäns, die oft Digitalitäts- und Technikreflexionen einschließen. Wir möchten diskutieren: Wie zeigt man die ökologischen, technologischen, politischen und ökonomischen Verflechtungen des 21. Jahrhunderts auf engstem Raum, im Gedicht? Wie kritisiert man sie? Muss das ökologische Gedicht des 21. Jahrhunderts dokumentarisch sein? Welche Rolle spielen hierfür Lesetechnologien, reale Materialien und Daten? Eine Lyrik nach der Natur könnte zudem eine Lyrik jenseits westlicher Beherrschungslogiken sein: Wie schafft man es also, den westlich, weiß und männlich geprägten menschlichen Standpunkt lyrisch zu dekonstruieren?
Mit
Carla Cerda (Lyrikerin und Biologin, Berlin)
Prof. Dr. Cornelia Zumbusch (Literaturwissenschaftlerin, Hamburg)
Moderation: Antje Schmidt, M.Ed. (Literaturwissenschaftlerin, Postdoktorandin im ERC-Projekt „Poetry in the Digital Age“, Hamburg)
Freier Eintritt