Poetry for Future. Lyrik als aktivistische Praxis
4. Dez. 2024, 19:30 Uhr
Nachtasyl, Thalia-Theater, Alstertor 1-5, 20095 Hamburg
Während traditionelle Buchlyriker*innen sich eher intellektuell engagieren oder ihr poetisches Werk als kritische Intervention verstehen, zeigt sich in der deutschsprachigen Spoken-Word- und Poetry-Slam-Szene ein neues, aktivistischeres Selbstverständnis von Poet*innen – insbesondere was den Umgang mit der Klimakatastrophe betrifft. In engagierten Texten und Performances klagen sie sich selbst und andere ob ihrer Tatenlosigkeit angesichts der drohenden Verheerungen an. Dabei greifen sie auf sehr unterschiedliche Stile und Schreibweisen zurück und knüpfen unter anderem an protestlyrische Traditionen an. Auch ihre Selbstinszenierungspraktiken, etwa in sozialen Medien, verdeutlichen die Doppelrolle zwischen Kunst und Aktivismus.
Im Rahmen dieser Poetry Debate soll nach den Chancen und Verwerfungen gefragt werden, die durch eine solche poetische Praxis entstehen: Muss Lyrik wieder verständlicher und direkter werden, um den katastrophischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen? Ist es legitim, die eigene poetische Praxis als Teil der aktivistischen Tätigkeit zu begreifen oder unterläuft sie somit der Gefahr einer (falschen) Vereinnahmung? Geht durch zu engen Kontakt mit aktivistischen Positionen und Gruppen gar der Kunstcharakter der Lyrik verloren oder beweist sich ihre Kunstfertigkeit gerade durch wirksames Engagement? Wir möchten außerdem diskutieren, ob es die Aufgabe der Poesie ist, wissenschaftliche Erkenntnisse über die Klimakrise anschaulich zu machen und ob sie dabei Angst erregen sollte oder trösten – oder beides?
Mit
Samuel Kramer (Lyriker*in, Spoken-Word-Künstler*in und Philosoph*in, Offenbach/Frankfurt a.M.)
Prof. Dr. Frieder von Ammon (Literaturwissenschaftler, München)
Moderation: Prof. Dr. Claudia Benthien (Literaturwissenschaftlerin, Leiterin des Projekts PoetryDA)
Eintrittskarten für die Veranstaltung können über das Thalia Theater gekauft werden.