Visuelle Lyrik auf Social-Media-Plattformen
Die Ästhetik der Neuen Medien und Digitaler Aktivismus
Das Dissertationsprojekt verfolgt das Ziel, gegenwärtige visuelle und audiovisuelle Lyrik in den sozialen Medien – Instapoetry, Gedichte auf Twitter und TikTok sowie exemplarische Poesiefilme auf YouTube – zu untersuchen. Diese Art von populärer Lyrik wird durch multimodale Elemente charakterisiert: Text, Fotografien und Illustrationen, Layout, Farbe, Komposition, Typographie und hypertextuelle Verweise wie Hashtags sind Zeichenmodalitäten, die sowohl ästhetische als auch gesellschaftspolitische Bedeutungen evozieren.
Eine multimodale Diskursanalyse wird den Zusammenhang zwischen visuellen und gesellschaftspolitischen Komponenten untersuchen, in Gedichten etwa über Gender, psychische Gesundheit und migrantische oder nationale Identitäten, von Poet:innen aus dem deutsch- sowie englischsprachigen Bereich und dem polnischen Sprachraum, wie zum Beispiel Yrsa Daley-Ward oder Anna Ciarkowska. Das Projekt wird auch eine ‚netnographische‘ Analyse der Kommentarbereiche unter Social-Media-Gedichten beinhalten, um die Rolle der Online-Gemeinschaft als Leser:innen der Social-Media-Lyrik, ihren Beitrag zur Bedeutungskonstruktion in digitalen Kulturen und insbesondere in Bezug auf partizipative Kulturen, zu erforschen. Text-Bild-Beziehungen, Natur als literarisches Motiv, die Konstruktion von Subjektivität und Authentizität, historische Bezüge zur Epoche der Romantik, bestimmte Social-Media-Affordanzen und Ästhetiken sind außerdem Beispiele für weitere relevante Aspekte, die behandelt werden.
Nicht nur klassische Buchlyrik ist „kein Luxus“, wie dies Audre Lorde (1985) bekannterweise behauptet hat, auch Social-Media-Lyrik verfolgt das Ziel der Ermächtigung im Bereich von Misogynie, Rassismus, Klimakrise oder Stereotypen bezüglich geistiger Gesundheit. Ökokritische Ansätze, aktuelle feministische Perspektiven auf Gender und psychische Gesundheit sowie postkoloniale Theorien bilden deshalb das theoretische Fundament der Dissertation. Aufgrund der Interdisziplinarität der verwendeten Methoden und Theorien ist dieses Dissertationsvorhaben zwischen der Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft und Forschung zur Visuellen Kultur verortet. Dieses weite Spektrum spiegelt sich auch im internationalen Korpus wieder, das Lyriker:innen aus unterschiedlichen Sprach- und Kulturräumen berücksichtigt und somit auch den Aspekt des kulturellen Einflusses beziehungsweise einer universellen ‚Sprache‘ der Social-Media-Lyrik in den Blick nehmen kann. Das Projekt trägt zur Forschung des bisher wenig untersuchten Bereichs der Social-Media-Lyrik bei und analysiert insbesondere die wechselseitige Beziehung zwischen visueller Ästhetik und soziopolitischer Bedeutungsvermittlung.
Magdalena Koreckas Dissertation mit dem Arbeitstitel „Visual Poetry on Social Media Platforms: New Media Aesthetic and Digital Activism“ wird auf Englisch verfasst.